2021
Wettbewerb

Windisch Kunzareal

Wohnungsbau Windisch, Aargau
Schweiz

AUSZEICHNUNGEN

1. RANG

Geschossfläche

2461.2 m2

Der geschichtsträchtige Ort des Kunzareals ist von einem, für Industriestandorte typischen Paradox geprägt. Ein steter Wandel, entsprechend den fortschreitenden Industrieprozessen, kontrastiert mit der Permanenz der Infrastruktur, die hier von der Wasserkraft geprägt ist. In unserem Fall betrifft der Wandel die Neubesetzung des Standorts des früheren Kesselhauses. Dabei soll der informelle Charme des heutigen Giessplatzes in der zukünftigen Freiraumgestaltung sein Echo finden.

Städtebau und Freiraumgestaltung

Entscheidend für die von uns gewählte Setzung sind die ursprüngliche Proportion des Kesselhauses, die Volumetrie der Nachbarsbauten und die, mit dem Abriss der Vorgängerbauten des Kunzwerks, in den 60er Jahren entstandene Öffnung des Areals, welche die Raumachse der Dorfstrasse bis zum Giessplatz erweitert.

Also haben wir uns entschieden in Nord – Südrichtung die volle Tiefe des Baufelds G2 in Anspruch zu nehmen und den Neubau nahe an die Dieselwerkstatt zu rücken um so den Giessplatz als Ankunftsort vor der Elektrowerkstatt neu zu fassen. Die so definierte Volumetrie erlaubt, je nach Nutzungsdisposition, einen effizienten 4- bis 9-Bünder mit einem angemessenen, zentralen Treppenhaus. Dieses wird vom Eingang im Norden erschlossen. Im Raum zwischen dem Kunzwerk und dem Neubau befinden sich auch die gedeckten Veloabstellplätze und die zusätzlichen Besucherparkplätze entlang der bestehenden Erschliessungsrampe. Entsprechend diesen Nutzungen schlagen wir hier einen Asphaltbelag vor.

Die übrigen Flächen um den Neubau sollen weiterhin unversiegelt bleiben. Dabei dehnt sich der Mergelbelag des Giessplatzes bis zur Elektrowerkstatt und dem Diesellokal aus. Die robuste und hitzeresistente Zerreiche auf dem Giessplatz am Eingang zum Areal spendet Schatten und bildet den Blickfang in der Raumachse der Dorfstrasse. Weitere feste Bepflanzungen oder Installationen sind im Freiraum nicht geplant. Der Freiraum soll von der Bewohnerschaft ihren wechselnden Ansprüchen entsprechend möbliert und gestaltet werden. So kann der Platz vielseitig als Spiel- oder Marktfläche genutzt werden, ladet zum Verweilen ein und bleibt ein Treffpunkt für die Bewohner und Ateliernutzerinnen. Als Abbild der darüber liegenden Balkone schaffen, mit einem Besenstrich versehene und in den Mergelbelag eingelassene Betonplatten, den Übergang vom öffentlichen Raum zu den Ateliers im Erdgeschoss.

Architektonischer Ausdruck, Tragwerk und Konstruktion

In seinem architektonischen Ausdruck soll der Neubau dank seiner Robustheit an einen Industriebau erinnern und in seiner Feingliedrigkeit gleichzeitig einen wohnlichen Charme ausstrahlen. Die Fassadenverkleidung aus farbigem Well-Eternit schafft, gemeinsam mit der einfach lesbaren Konstruktion von Balkonen und umlaufenden Geschossplatten, dem farbigen textilen Sonnenschutz und den gewobenen Absturzsicherungen ein filigranes, heiteres Fassadenbild.

Das Gebäude wird als Holz-Hybrid-Bau mit Unterkellerung geplant. Dabei werden die Materialien Holz und Beton an den für sie prädestinierten Stellen eingesetzt. So werden die jeweiligen Materialeigenschaften wie Wärmeleitfähigkeit, Dichte, Feuchtigkeitsbeständigkeit, Brennbarkeit, Steifigkeit und Ökologie optimal ausgenutzt.

Der bestehende Medienkanal wird bis zum Neubau belassen. Wo die Leitungen auf den Neubau treffen, wird der Kanal abgebrochen und die Leitungen können innerhalb des Gebäudes an der Decke entlang der Kellerwand geführt werden.

Die erdberührten Bauteile sowie der Fluchtweg und der Treppenhauskern werden in Stahlbetonbauweise erstellt. Der horizontale Lastabtrag, resultierend aus den Einwirkungen Wind & Erdbeben erfolgt über den Erschliessungskern. Dabei werden die auftretenden Lasten über die als Scheiben ausgebildeten Decken bis zum Treppenhauskern geführt und weiter in die Fundation geleitet. Fundiert wird das Gebäude im unterkellerten Bereich über eine Flachfundation. Da erst in zwei Meter Tiefe ein guter tragfähiger Baugrund vorhanden ist, sind im Bereich ohne Unterkellerung Mikropfähle angedacht.

Die Decken, Unterzüge und Stützen werden in Holz und Holz-Hybridbauweise realisiert. An den Aussenwänden erfolgt die Lastabtragung der vertikalen Lasten über tragende Holzrahmenwände und über ein Unterzug-Stützen-System im Bereich der Fenster.
Innen liegen die Holzbetonverbund-Einfeldträger auf den Baubuchenunterzügen auf. Der Schallschutz zwischen den Nutzungseinheiten wird über getrennte Deckenelemente realisiert. Die daraus resultierenden zusätzlichen Tragachsen werden mit in die Wände integrierten Unterzügen und Stützen ausgebildet. Bei diesen Geschossübergängen wird mit filigranen Stahlstützen eine setzungsfreie - da querholzfreie - Lastdurchleitung auch im Bereich der Deckenrippen garantiert. Die konsequent übereinander angeordneten, vertikalen Elemente des Tragwerks (Stützen und Wände) sind, trotz der unterschiedlichen Wohnungseinteilung des Gebäudes, schlüssig und symmetrisch.

Bauherr:

HIAG AG

Team:

Architekt:

Studio Gugger

Landschaftsarchitekt:

Berchtold.Lenzin
Landschaftsarchitekten

Bauingenieur:

ERNE AG Holzbau

Haustechnik:

ERNE AG Holzbau

Kostenplanung:

ERNE AG Holzbau

Visualisierung:

The Image Guy